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Samstag, 29. Juli 2017

Long Riders

Thema:



Spätwestern
USA 1980, Regie: Walter Hill
Darsteller: David, Keith & Robert Carradine (als Cole, Jim & Bob Younger), Stacy & James Keach (Fran & Jesse James), Dennis & Randy Quaid (Ed & Clell Miller), Christopfer & Nicholas Guest (Charlie & Bob Ford)
Musik: Ry Cooder


Long Riders erzählt die Geschichte der James-Younger-Bande, die gemeinsam mit den
Miller- und Ford-Brüdern in der Zeit nach dem amerikanischen Bürgerkrieg Banken und Züge überfallen und ausrauben. Dicht verfolgt von den Pinkerton Detektiven morden sie sich durchs Land.

Doch die Bandenmitglieder haben nicht nur eine gewalttätige Seite, denn die Familie und auch die Liebe spielen eine große Rolle in ihrem Leben.

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In diesem mit hochkarätigen Darstellern besetzten, brutalen Spätwestern spielen weniger die Überfälle der Bande eine Rolle, als mehr die zwischenmenschlichen Seiten. Intrigen und Lügen untereinander treiben einen Keil zwischen die Parteien der Brüder, und es stellt sich oft die Frage, ob Blut dicker ist als Wasser.

Walter Hill zeichnet ein Porträt jedes einzelnen Protagonisten mit feinen Schattierungen der menschlichen Facetten. Hier ist nicht immer Gut gleich gut, und das Schlechte ist nicht einfach nur böse. Die Detektive heben sich nicht als rechtschaffene, besorgte Bürger ab, die für Gerechtigkeit einstehen wollen, sondern legen niederträchtige und habgierige Züge an den Tag. Die Grenzen verschwimmen und man fühlt sich mehr und mehr zur Seite der Gangster hingezogen, deren Motive für ihre Taten hier - mehr oder minder - nachvollziehbar gezeigt werden.

Dieser Western besticht durch seine ganz eigene, innovative Art, eine oft erzählte Geschichte neu zu beleuchten. Nahezu atemlos ist man der Hetzjagd durch das weite Land Amerikas ausgeliefert, fühlt sich selbst verfolgt und hofft einerseits, alles möge ein gutes Ende nehmen, weiß aber doch andererseits um die blutrünstige Schlacht, in der (fast) alle ihr Leben lassen werden.

Long Riders ist nicht einfach nur ein Western, wie man ihn schon tausendmal hat sehen können. Selten war eine "Pferdeopfer" - in diese Kategorie läßt der Film sich so nicht pressen, stellt er doch eher eine historisch nahezu genaue Darstellung einer kriminellen Bande dar - so gewalttätig und blutrünstig. In etlichen kurzen Verschnaufpausen, die dem Zuschauer wie auch den Darstellern gegönnt werden, erhält man Einblick in ein Leben, das fernab von Gerechtigkeit doch noch in die Tiefe der Seele greift, um Menschlichkeit zutage zu fördern.

Dieser Streifen ist einer der unterschätzten Western, obwohl er als Spätwestern ein neues Publikum zu bedienen suchte. Auch wenn Kritiker dem Film Oberflächlichkeit vorwerfen, kann ich persönlich nur sagen: wer als Western- und Action-Genießer auf diese Filmkost verzichtet, wird nie erfahren, welcher Leckerbissen ihm hier entgangen ist! Der Film ist ein höchst delikater, wenn auch sehr bitterer Hauptgang, der mit seinen oftmals in Zeitlupe gedrehten Schuss-Szenen und der von Ry Cooder stimmig unterlegten Musik Vorspeise und Dessert gleich mitliefert! Die Historie, die hinter dem Film steckt und die Tatsache, das alle Filmbrüder-Paare auch im realen Leben Brüder sind/waren, ist die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.

Meine Schlagworte des Films: Brüder, knallhart, brutal, zwiegespalten, Zeitlupe, Massenreiten

Ein Muss für alle Fans des Western-Genres und für alle, die spannende und historische Geschichten mögen. Zimperlich darf man hier nicht sein, es wird scharf geschossen. ;)


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