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Freitag, 15. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 13



13. Emmy 



"Sei gegrüßt, lieber Hund, ich bin Emmy - oder der Weihnachtsdrache, wie ich auch genannt werde!"
Die Stimme des Drachen klang, als würden zwei Stimmen synchron sprechen, eine etwas hellere weibliche, und eine tiefere männliche Stimme. Seine Ohren brauchten eine Weile, um sich daran zu gewöhnen und beide Stimmen als eine einzige wahrzunehmen.
"Ich bin Sammy. Ich komme von der Meschenwelt," stelle Sammy sich vor. Er war noch etwas eingeschüchtert ob der mächtigen Erscheinung des Drachen.
"Du brauchst keine Angst vor mir haben, Sammy, alle Tiere sind meine Freunde."
Und nun sah Sammy, das Emmy in einer Art riesigem Nest saß (oder lag?, er war sich nicht sicher, da er keine Beine erkennen konnte), wie eine imposante Schlange in die Höhe zusammengerollt, und eng an sie gekuschelt, als wären sie eins, lagen unzählige Tierchen. Eichhörnchen und Waschbären, einen Dachs konnte er erkennen und einen Fuchs, kleine Mäuse und Ratten, Hamster, Kaninchen, und selbst ein paar kleinere Vögelchen saßen auf ihrem Fell. Und ja, sie hatte tatsächlich keine Schuppen, sie besaß Fell! Weiches, nach herben Kräutern und Tannen, nach Kresse und Brombeeren duftendes, kurzes Fell.
Emmy lächelte Sammy an. Als sie sich behutsam aus ihrem Nest schlängelte, huschten einige Tiere auf, andere schmiegten sich einfach wieder an andere und schliefen weiter. Manche der Tierchen liefen auf Niki und Urwi zu, kletterten an ihnen hoch, und die beiden begrüßten sie erfreut. Jetzt konnte Sammy auch Emmys Arme und Beine sehen. Sie waren seltsam geformt, aber es gab wohl nichts an diesem Drachen, das Sammy als gewöhnlich hätte beschreiben können. Ihre Arme schienen sich zu verlängern, als klappe sie sie aus ihren Gelenken, und ihr Körper schien zu schrumpfen; sie kam näher gen Boden, bis sie mit Sammy auf Augenhöhe war.
"Wenn du möchtest, laufen wir ein Stück, und du kannst den Garten sehen. Natürlich darfst du mir auch Fragen stellen, nur zu!"
Eine Weile lief Sammy, zu sehr beeindruckt, um nachdenken zu können, neben Emmy her. Er konnte den Blick nicht von ihrem silbern glänzenden Fell nehmen. Auf ihrer Seite, fast am Herzen, sah er einen dunkelblauen Fleck, mit längeren Haaren, auf dem eine Zahl stand.

"Das ist die Weihnachtsuhr," lächelte Emmy, als sie Sammys Blick sah. "Meine Uhr zählt rückwärts und verrät, wie viele Tage es noch bis zum heiligen Abend sind."
"Niki erwähnte es, aber ich konnte es mir nicht vorstellen," sagte Sammy.
"Wenn wir einen Augenblick warten, wirst du sehen, wie es funktioniert. Aber erschrick' nicht, mein lieber Sammy, es wird dir nichts geschehen! - Hier ist mein Lieblingsplatz in diesem herrlichen Garten, lass uns einen Moment verweilen."
Es war in der Tat wunderschön. Ein kleiner Flecken zwischen hohen Bäumen, der nur mit weichem Moos bedeckt war. Obwohl es kalt war, war der Boden einladend warm. Durch die Baumwipfel konnte man den sternenübersäten Himmel sehen, der sich wie ein bläulich schimmernder Mantel um den Mond legte.
"Die Sekunden ticken," sagte Emmy, und sah Sammy freundlich an. Sammy betrachtete ihr Fell, und an der Stelle, an der die Zahl '2' gestanden hatte, begann sich nun das Fell zu lösen. Die blauen, langen Haare fielen wie in einem tanzenden Reigen aus, und ihr Pelz färbte sich glitzernd Silber. Noch näher ihres Herzens erschien, auf dem letzten blauen Fleck, den man noch sehen konnte, nun die Ziffer '1'.
"Der dreiundzwanzigste Dezember ist eingeläutet!" Emmys Stimme schwoll zu einem Singsang an, der sich wie ein Hall über den gesamten Garten verbreitete, laut und nachhaltig, doch ebenso sanft und zärtlich. Ihr Kopf war bei diesem Ruf hoch erhoben, und sie war wieder das schlängelnde, riesenhafte Drachenwesen, das Sammy zuerst gesehen hatte, nur auf ihren Hinterbeinen stehend, die Arme vor der Brust verschränkt.
Dann wandte Emmy sich wieder dem verblüfften Hund zu, und sie schien erneut zu schrumpfen und stand plötzlich wieder auf vier Beinen.
"So, lieber Sammy, nun frage mich, was dir so begierig auf der Seele brennt!" sagte sie lächelnd. In ihrem Gesicht lag so viel Güte und Wärme, und ein empfindsames Strahlen umgab sie, das Sammy jegliche Angst verlor.
"Wie bist du denn hierher gekommen?"
Während sie es sich auf dem kleinen Fleckchen Moos gemütlich machten, zog Emmy Sammy näher an sich heran. Ihre Haut, die Sammy unter ihrem Fell spürte, war so warm und anschmiegsam, das er sich an seine Welpenzeit erinnert fühlte. Er fühlte sich geborgen. Emmy war ihm mit einemmal so vertraut, als hätte er sie schon immer gekannt.
"Ich war ein junger Drachen, der ohne Ziel in der Welt umherirrte. Meine Familie habe ich früh verloren, denn es gab eine Zeit, in der die Finsternis über meine Welt hereinfiel. Mit voller Macht rottete sie alle Drachen aus, und ich war ohne Hoffnung auf eine Zukunft. Ich war hilflos und einsam. Bis eines Tages ein Schein zu mir kam, eine Sternschnuppe vielleicht. Genau kann ich es dir nicht benennen, Sammy, doch dieser Stern gab mir Hoffnung. Er sagte, ich habe eine Aufgabe. Er sagte, ich sei der Weihnachtsdrache, und ich habe Sorge zu tragen, das sich die Auserwählten hier auf der Weihnachtswelt zusammenfänden, um die Welt mit Freude und Glück zu überschütten. Da ich nichts zu verlieren hatte, folgte ich dem Stern und kam hierher."
Sammy nickte.
"So hast du dann auch Niki und Urwi gefunden, und Gundar und Lebi, nicht wahr?"
Emmy lächelte zärtlich.
"Das ist wahr, Sammy, so habe ich sie gefunden. Mir wurde aufgetragen, das ich eben diese Wesen ausfindig machen und hierher bringen sollte, denn sie sind die Auserwählten, die diese Welt mit ihrer inneren Schönheit zum Leuchten bringen würden."
"Dann ist Urwi tatsächlich der erste Wichtel?"
Emmy lachte leise auf.
"Allerdings! Deshalb nennen wir ihn Urwi, obwohl er einen anderen Namen hatte."
"Wie hieß er denn?"
Emmy flüsterte: "Knugan. Aber das weißt du nicht von mir," zwinkerte sie Sammy verschwörerisch zu und lächelte kichernd.
"Ihr lacht alle viel, das gefällt mir," sagte Sammy.
Emmy nickte. "Ohne Humor wäre das Leben doch nur halb so schön," sagte sie seufzend. "Hast du denn Kalle schon getroffen? Er ist wohl der größte Spaßvogel, den ich bisher kennengelernt habe."
Sammy lachte und gluckste: "Allerdings, er ist sehr lustig! Wir hatten viel Spaß bei ihm!"
Einen Moment saßen sie schweigend beisammen, und Sammy genoss die Stille und Emmys Wärme.
"Ich habe aber doch eine Frage, die ich schon lange stellen wollte," begann Sammy ein wenig unsicher.
"Nur zu, mein lieber Freund, hab' keine Scheu."
Emmy zog Sammy noch dichter an sich, und Sammy lehnte seinen Kopf an Emmys Bauch.
"Was genau ist die Finsternis? Von vielen hab' ich es schon gehört, aber ich verstehe es nicht so recht."
Emmy sammelte sich einen Augenblick, ehe sie antwortete:

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