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Donnerstag, 7. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 6



6. Wie aus Niki der Weihnachtsmann wurde 



Urwi wurde von Sammy im Wohnzimmer begrüßt. Nachdem Sammy aufgewacht war, war er hinunter zum Kamin geschlendert und hatte sich auf Urwis Sofa gelegt. Urwi hatte so fest geschlafen, das er ihn nicht hatte wecken wollen. Er war so gespannt auf den neuen Tag!
"Guten Morgen, mein Freund," sagte Urwi, zwar noch ein wenig verschlafen, doch schon fröhlich und lachend.
"Niki hat uns heute zum Frühstück eingeladen, bei sich zu Hause!" platzte es aus Sammy heraus. Er schleckte Urwis Wangen ab und wedelte freudig mit dem Schwanz.
Urwi lachte aus vollem Halse.
"Dann hast du ihn wohl heute nacht getroffen? Ja, er kommt immer hier am Haus vorbei."
"Oh ja, und wir waren bei Auwi." Sammy berichtete Urwi stürmisch von der vergangenen Nacht und was ihm Niki alles gezeigt und erzählt hatte.
"Dann wollen wir keine Zeit verlieren, alter Freund, ich habe mächtigen Hunger!"

Nikis Haus lag ein wenig abseits des Dorfes. Eine leichte Anhöhe, begrünt, mit wild wuchernden, winterlichen Pflanzen, führte zu seinem verschrobenen, schiefen Haus hinauf. Das feuerrote Dach war schon aus der Ferne nicht zu übersehen, und die breite Tür wies klar darauf hin, das hier ein großer Mann leben musste. Urwi läutete an der goldenen Glocke, die im Türbogen hing.
Im Inneren rumpelte und polterte es, es klapperte und schlurfte, und dann wurde die Tür geöffnet. Niki stand in legerem Outfit vor ihnen, ein wenig schluderig noch, und er sah noch gar nicht munter aus. Doch er lachte sie an und bat sie herein.
"Ich hoffe doch, ihr habt ordentlich Appetit mitgebracht!" sagte er lachend. "Bruni hat schon üppig aufgetischt."
Im Wohnraum gab es natürlich auch hier einen Kamin, riesig war er, und einige gemütliche Sofas und Sessel um einen langen Tisch. Doch auch ein hoher, weitläufiger Esstisch befand sich hier, auf dem feudal aufgetafelt war: Körbe mit Brötchen und frischem Brot, Glasschüsseln voll mit Marmelade, Gelee, Honig und Butter, duftender Tee und Kakao, geräumige Teller mit Käse und Wurst, mit Kräuteraufstrichen und Schokolade, Obst in Schalen und frische, grüne Salate. Sammy lief das Wasser im Munde zusammen und er hätte am liebsten von allem probiert. Dabei hatte er nie gerne Süßes gegessen, doch seit er hier war fand auch er den süßen und herben Duft, der immerzu in der Luft lag, geradezu unwiderstehlich.
"Dann wollen wir mal großzügig zulangen!" sagte Niki und ließ sich am Ende der Tafel nieder. Er bat seine Gäste, sich zu ihm zu setzen und richtete Sammy einen bunt gemischten Teller her, den er ihm vor die Nase stelle. "Greift zu, so viel ihr mögt!"
So aßen sie eine Weile, außer ihrem Mampfen und genüsslichem Schmatzen war nichts zu vernehmen. Dann fragte Sammy:
"Wer ist Bruni?"
"Das ist die gute Seele meines Hauses," sagte Niki und nahm einen großen Schluck Kakao. Er wischte sich die Sahne vom Bart und hielt sich den Bauch. "Sie ist schon fast so lange bei mir, wie ich hier lebe. Sie sorgt dafür, das hier zu Hause immer alles zum Besten steht, kümmert sich um den Einkauf, das leibliche Wohl, putzt, wäscht, räumt auf... alles, wofür mir meist keine Zeit bleibt."
"Und wohl auch keine Lust!" rief Bruni von der Tür herein.
"Auch das," nickte der Weihnachtsmann lauthals lachend.
"Wie bist du denn hierher gekommen?" wollte Sammy wissen und schnappte sich noch ein Würstchen.
Niki hielt einen Moment inne. Sein Blick schweifte bedächtig in weite Ferne, dann griff er sich einen Tee, in den er einen Schuss "Spezialmischung" gab (das zumindest stand auf dem Etikett der kleinen Flasche, die auf dem Tisch gestanden hatte), und schlürfte. Schließlich begann er zu erzählen:

"Ich war ein junger Mann, so um die dreißig. Ich wohnte in einem warmen Land. Das ist schon so lange her, das ich mich nicht mal mehr erinnern kann, wo genau das Land war. Ich war ein einfacher Mann, und ich war glücklich. Ich hatte eine wunderschöne Frau, die unser Kind unter ihrem Herzen trug. Doch wir wurden eines Nachts überfallen." Er seufzte schwer und sein Blick war voller Schmerz und Trauer. "Meine Frau starb, und unser Kind ebenfalls. Es gab von nun an nichts mehr für mich, das mir im Leben noch Freude hätte bereiten können. Ich war verzweifelt, traurig und ohne jeglichen Funken Hoffnung, und so gab ich alles auf - vor allem mich selber. Ich sah keinen Grund mehr zu leben und wollte allem ein Ende bereiten.
Doch eines Abends - ich erinnere mich noch an den Sternenhimmel, so hoch und weit - sah ich einen silbernen Schein. Und plötzlich stand ein Drache vor mir. Er war groß und hoch, und er hatte bläulich schimmerndes Fell. Er sagte:
'Komm mit mir! Ich werde dir ein Land zeigen, in dem es immer Hoffnung gibt! Wenn du dort bist, wird du glücklich werden und nie wieder von dort wegwollen!'
'Was soll das? Lass mich in Ruhe! Ich will nicht mehr leben!' sagte ich.
'Du bist auserwählt, Niki! Du wirst dieses Land aufbauen und viele Lebewesen glücklich machen! Nun komm mit mir, lass dein Leben hier zurück. Ich zeige dir wahres Glück und echte Freude!'
Was hatte ich also zu verlieren? Der silberne Schein legte sich um mich, als wäre es eine Blase, und der Drache trug mich hinfort.
So kam ich ins Weihnachtsland. Natürlich gab es hier noch nichts, kaum etwas wuchs, und auch keine Wichtel oder sonstwer war hier. Emmy sagte mir noch, ich solle auf ihr Fell achten: die Zahlen, die ich sehen könne, würden mir anzeigen, wie lange es noch bis zum ersten Weihnachtsfest wäre. Sie sagte:
'In dieser Nacht wird das Christuskindlein geboren. Und wäre es nicht schön, es mit einigen Gaben im neuen Leben zu begrüßen?'
Bis dahin hätte ich Zeit, diesen Ort aufzubauen und zum Blühen zu bringen. Und so fand ich eine neue Aufgabe. Meinen grünen Freund, den Baum, hast du bereits kennengelernt, Sammy, und so gesellten sich nach und nach auch andere Pflanzen hinzu. Nicht nur Bäume, auch Sträucher, Blumen, Gemüse und Kräuter. So kamen dann auch die ersten Wichtel und halfen mit, diesen Ort zu dem schönsten der Welt zu gestalten. Und mithilfe von Emmys Magie haben wir es rechtzeitig zum ersten Weihnachtsfest geschafft."

Niki trank einen großen Schluck Tee mit Spezialmischung und sah Sammy und Urwi abwechselnd an.
"Das ist traurig," sagte Sammy, "das mit deiner Frau und deinem Kind tut mir sehr leid. Aber das du hierher gekommen bist ist wunderbar! Aber - wer ist Emmy? Ist sie noch hier?"
"Oh ja, allerdings!" lachte Urwi, und auch Niki lachte aus vollem Halse.
"Du wirst sie später treffen, alter Freund, um diese Uhrzeit schläft sie noch. Sie wird erst zur Dämmerung hin munter, und bis dahin sollten wir sie auf keinen Fall stören." Urwi kicherte.
"Und nun, meine lieben Freunde, muss ich mich für den Tag verabschieden. Ich habe noch so einiges zu tun," sagte Niki schließlich. "Wir werden uns heute abend wiedersehen, wenn wir Emmy besuchen. Bis dahin habt viel Spaß heute!"
Er erhob sich, ein wenig schwerfällig vom opulenten Frühstück, und winkte noch zum Abschied, ehe er die Stufen hinaufstieg, um sich für den Arbeitstag einzukleiden.


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