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Sonntag, 24. Dezember 2017

Sammys wauschönes Weihnachtsabenteuer - Kapitel 21



21. Das schönste Geschenk von allen 



Unzählige Male brachten sie so alle zusammen die Gaben in die Häuser der Menschen. Manche besaßen feudale Häuser, andere selbstgezimmerte Hütten, manche schienen reich an Geld, andere sehr arm. Doch für alle hatte Niki ein Geschenk dabei. Bei einigen Menschen reizte es die beiden Vierbeiner, den Weihnachtsmann zu begleiten, manchmal saßen sie nur im Schlitten. In diesen Momenten warteten sie tatsächlich, denn auch ihre Zeit lief nun anders. Alles schien lange zu dauern, echt, lebensnah zu sein. Nicht wie zu Beginn ihres Fluges, als alles in Sekundenbruchteilen geschah.
Die Nacht schritt für sie nicht voran. Es war immer noch Null Uhr.
Viele Länder hatten sie bereist, hier und dort hatten sie ein wenig verweilt, eine kleine Rast eingelegt, sich umgesehen und neue, exotische Gerüche wahrgenommen. Einige Menschen stellten tatsächlich Süßigkeiten und andere Leckereien für den Weihnachtsmann bereit. Es war verblüffend, welche Mühe sich viele Menschen gaben, und ebenso rührend. Misha sah zum ersten Mal eine andere Seite der Menschen, die Menschlichkeit. Er sah schlafende Menschen, die sich dicht aneinanderdrängten, Eltern, die ihre Kinder in den Armen hielten, die bei dem Warten auf den Weihnachtsmann im Wohnzimmer eingeschlafen waren. Wieder andere lagen mit ihren Haustieren im Bett, mit ihren Katzen oder Hunden. Es gab sogar Menschen, die in Ställen übernachteten, weil ihr Pferd oder ihre Kuh ein Baby erwartete. Die Liebe, die hier zu spüren war, war überwältigend.

"Es wird Zeit, lieber Sammy, lieber Misha, für das Geschenk der Geschenke," sagte Niki schließlich. Er bedachte beide mit einem verheißungsvollen Blick. Die beiden sahen ihn fragend an.
Wortlos lächelnd lenkte Niki den Schlitten auf ein schmales Wiesenstück, das von einem Steinweg geteilt wurde. Als sie dem Boden immer näher kamen, sah Sammy schon einen anderen, kleinen Schlitten, nicht so reich verziert, und er traute seinen Augen kaum, als er dort Urwi erkennen konnte. Er winkte ihnen zu, als sie sich noch in luftiger Höhe befanden, und begrüßte sie herzlich.
Sammy konnte kaum warten, bis sie über dem Bodem schwebten, und sprang aus dem Schlitten, sobald er Grund ausmachen konnte. Er rannte auf Urwi zu, sprang an ihm hoch, schleckte ihm durch's Gesicht und rief:
"Urwi! Ich freue mich so sehr, dich zu sehen!"
Urwi kraulte und liebkoste den Hund freudig. Dann sagte er andächtig:
"Sieh' dich um, alter Freund, kommt dir das hier nicht bekannt vor?"
Sammy hielt inne. Dann erst sah er es: es war sein Haus, das Zuhause seiner Familie!
"Aber sie sind doch in den Ferien," sagte er betrübt. "Das ist das falsche Haus."
Niki trat an ihn heran und schüttelte leichte den Kopf.
"Ruf' sie doch mal," sagte er lächelnd, und seine rosigen Wangen strahlten.
Zuerst war Sammy verunsichert, er sah zwischen Urwi und Niki hin und her. Dann aber versuchte er es.
"Jeff!" rief er und seine Stimme ging in ein Jaulen über. Diesen Ruf würde Jeff erkennen, wenn er hier war.
Sammy wartete angespannt. Er saß auf der kleinen Stufe vor der Haustür. Nach einiger Zeit wurde Licht im Haus angemacht, und einige Minuten später öffnete Jeff die Tür. Er sah müde und mit rot geränderten Augen in die Nacht hinaus. Als er Sammy auf der Türschwelle sitzen sah, rieb er sich verwundert die Augen. Doch er fing sich rasch, umarmte Sammy und rief:
"Sammy, mein lieber Schatz, endlich bist du wieder zu Hause! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht!"
Er zerwühlte und zerstrubbelte Sammys Fell, fuhrt sanft über seinen Kopf und übersäte sein Gesicht mit Küssen.
Marina kam als nächste die Stufen zum Eingang hinunter, dann Ruby, und schließlich Tim. Allen stand Erleichterung ins Gesicht geschrieben. Sammy wedelte unbändig mit dem Schwanz, er sprang an allen hoch, schleckte sie ab, und rief voller Glück:
"Meine Familie! Ich habe euch so sehr vermisst! Ich bin so glücklich, das ich wieder bei euch bin!"
"Ich bin auch glücklich, das du wieder hier bist," sagte Jeff. Sammy sah ihn abrupt an. Auch Jeff sah plötzlich nicht nur überrascht, sondern verwirrt aus. Sammy wandte sich zu den anderen um.
"Aber sie können mich doch nicht verstehen?" fragte er leise.
"Also ich verstehe dich," sagte Jeff.
Sammy und Jeff wechselten erstaunte Blicke. Niki trat an die beiden heran, legte einen Arm um Jeff und sah ihn eindringlich, aber nicht ohne sein Grinsen, an.
"Wenn wir auf einen kleinen Umtrunk herein kommen dürften, dann würde ich gerne das Geheimnis lüften."
Jeff war zu baff, um noch etwas sagen zu können, bat sie mit einer Geste herein, und so betrat die seltsame Gemeinschaft Sammys Zuhause. Die Familie saß bereits im Wohnzimmer versammelt. Als Niki und Urwi, vorsichtig gefolgt von Misha, den Raum betraten, sprang Ruby auf. Marina machte große Augen und Tim sagte staunend:
"Das glaub' ich ja jetzt alles nicht!"
Niki machte es sich in einem Sessel bequem, kraulte Misha, der sich neben ihn setzte und noch immer sehr verunsichert war, und Urwi ließ sich auf der Sessellehne nieder.
"Warum seid ihr denn hier? Ihr wolltet doch in die Ferien fahren!" sagte Sammy. Er war sichtlich durcheinander.
"Wir... wir haben einige Stunden auf dem Rastplatz gewartet. Wir haben dich die ganze Zeit lang gesucht. Einer von uns stand immer am Wagen, weil wir dachten, du kehrst dorthin zurück. Als wir dich nicht finden konnten, dachten wir, das wir besser wieder nach Hause fahren. Immerhin hätte dich jemand finden und hierher bringen können. Dann wäre niemand dagewesen, und das wollten wir nicht. Außerdem sind Ferien ohne dich doch keine richtigen Ferien," erklärte Jeff, sichtlich bewegt. "Ich war so in Sorge um dich, Sammy," hängte er an und ließ sich auf dem Boden neben Sammy nieder. Er umarmte seinen geliebten Hund und drückte ihn an sich. Tränen liefen über seine Wangen.
"Ich bin so glücklich, das du wieder hier bist, wohlbehalten!" Nach einer kurzen Pause sah er von Niki zu Urwi und wieder zurück. "Doch wer seid ihr, und wieso kann Sammy sprechen?"
Niki lachte herzlich, und Urwi hielt sich kichernd den Bart.
Mit ausladenden Gesten, wie es seine Art war, stellte Niki sich und seinen ältesten Begleiter, Urwi, vor. Er erzählte ihm von dem Abend, als Sammy die Zeit vertrödelt hatte, Urwi kennenlernte, im Weihnachtsdorf landete, und schließlich die Weihnachtswelt erkunden konnte. Er berichtete ihnen auch von Gundar dem Zwerg, der Sammy einen Talisman schenkte.
"In diesem Kleinod liegt die Kraft, alle Sprachen zu verstehen und zu sprechen..."
Noch ehe Niki den Satz vollenden konnte, sagte Sammy aufgeregt: "Deshalb habe ich das Lied der Luxis verstanden!"
"Ganz genau, lieber Sammy," bestätigte Niki. "Es befähigt allerdings nicht nur den Träger zu diesem Talent, sondern auch diejenigen, die ihm nahe sind." Bei diesen Worten wanderte sein Blick zu allen in der Familie.
"Das heißt also, das wir Sammy jetzt immer verstehen können?" wollte Marina freudestrahlend wissen.
"Aber natürlich. Selbst, wenn er den Stein nicht immer bei sich trägt. Diese Magie liegt nun in euch allen."
Verwunderte und hocherfreute Blicke wurden untereinander ausgetauscht. Jeff konnte sich kaum von Sammy lösen, ging aber nun auf Niki zu, zog den mächtigen Mann hoch und umarmte ihn mit ungeahnter Kraft.
"Ich danke dir, Niki, ich danke dir von ganzem Herzen! Das ist das schönste Geschenk von allen!"

Die Familie und Niki ließen sich am Esstisch nieder und gönnten sich einen rasch zubereiteten, aber köstlichen Imbiss (natürlich mit fruchtigem Aufstrich und Käse überbacken, wie Niki es am liebsten mochte). Selbstverständlich gab es einen Schuss in den Schlummertrunk, den Niki bei sich trug. Er bot Sammys Familie von seinem Lieblingsgetränk an, und Jeff staunte.
"So lecker, so bekömmlich, einfach wunderbar!" sagte er, selig lächelnd.
Es wurde geschmaust und noch ein wenig geplauscht, doch die Erleichterung, das alles gut ausgegangen war, wechselte in schlagartige Erschöpfung. Da Niki noch zu tun hatte, nahte nun also der große Abschied. Urwi und Sammy sagten besonders gerührt Lebewohl. Sie umarten einander innig, kuschelten noch eine Weile, und verabschiedeten sich schließlich traurig.

Als Niki und Urwi dann aufbrachen, winkten sie ihnen so lange nach, bis die beiden Schlitten - der kleine folgte dem großen in geringem Abstand - mit einem bunten, funkensprühenden Glitzern und hellem, reinen Glöckchenklingeln am Firmament verschwunden waren.
"Fröhliche Weihnachten euch allen!" hörten sie Nikis brummende, summende Stimme noch, gefolgt von seinem herzlichen Lachen.


Ende? Aber nein, denn es folgte noch eine Überraschung!

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